Die Stühle reichten nur knapp, wenn sich die Frauen und Männer des Vorbereitungskomitees am langen Tisch des Bürgermeisters trafen: Gemeinde-vertreter, Feuerwehr, Vereine, Schule, Kindergarten und Freiwillige, die den medien-kulturellen und geschichtlichen Teil übernehmen wollten. 825 Jahre Plate – Planungsphase. Schaffen wir das: Festwoche, Programm, Publikationen? Schaffen wir! Und auch einen Festumzug? Eher nicht! - Plate tut sich oft schwer bei Aktionen, die Beteiligung brauchen. (Siehe Frühjahrsputz: in Peckatel gut besucht, in Plate nur wenige Teilnehmer).
Die Unverdrossenen legten sich ins Zeug, lernten auch, sich digital zu vernetzen, und so nahmen die Feierlichkeiten Konturen an. Freundlich angeschrieben, reagierten auch die allermeisten Firmen jubiläumsfreundlich, sponserten Veranstaltungen der Festwoche und die Festschrift. In der war zu lesen und zu sehen, wer und was Plate heute ist: Ein lebendiges, leistungsfähiges Dorf mit vielen Gesichtern und vielen Vorzügen und Annehmlichkeiten. Manche Plater kauften gleich mehrere Festschriften und schickten sie in alle Welt zu Bekannten und Verwandten: „Seht mal, was aus uns geworden ist“. Große Aufsteller an den drei Ortseingängen sorgten dafür, dass das rot/gelbe Wappen von Plate jedem bekannt wurde. Und im Juli war es dann soweit: Die Festwoche vom 02. – 10. Juli.
Die zentrumsnahe Festwiese war durch die Gemeindearbeiter standesgemäß hergerichtet und wurde mit dem großen Festzelt zentraler Ort für viele Veranstaltungen: Dorffest, Schauvor-führungen, Plate tanzt, Kinderfest - Kleine ganz groß, Plater Blechkuchentafel, Jubiläums-Party, Frühschoppen mit Tombola, Start und Ziel für den Jubiläumslauf durch die Gemeinde. Weitere Schauplätze und Höhepunkte: Der Tag der Vereine – Schützen, Angler, Fußballer, Motor-Crosser, Freunde der Feuerwehr und Preisskat-Spieler in Aktion. Außerdem Seifenkisten-Rennen, Grand Prix für E-Mobile, Wettkampf-Spaß unter Flutlicht beim Altherren-Fußballturnier der Firmen und Vereine und Public Viewing: Fußball-EM.
Auch Kultur gab es reichlich, etwa in der Kirche. Dort begeisterte der Plater Gospelchor, außerdem hielten Pastor und Gemeindemitglieder fesselnde Vorträge über die Architektur, den Marien-Altar und den Maler Pommerenke. Und die Kirchengemeinde lud zum Filme-Gucken in die Pfarrscheune. Stühle und Bänke schleppen für die Pfarrscheune – die wackeren Helfer, meist Senioren, taten es gern, denn sie waren sicher: es wird voll. Logisch, bei prominenten Gästen wie Katrin Sass. Wer Karten ergattert hatte, erlebte mit der Schauspielerin, ihrer Lesung und ihren Plaudereien einen erfrischend heiteren und informativen Abend.
Gleich zum Auftakt der Festwoche knallten in der Plater Pfarrscheune die Korken. Die Gemeinde gab einen Sektempfang, zu dem das ganze Dorf eingeladen war. Viele kamen, freuten sich übereinander und über kurze offizielle Reden und über launige Interviews mit Plater Einwohnern in einer Podiumsrunde. Überfüllt war gleich anschließend ein Klassenzimmer im Schultrakt über dem Supermarkt. Liebevoll ergänzt durch Leihgaben des Banzkower Störtal-Vereins war hier die Jubiläums-Fotoausstellung „Mein Dorf- meine Heimat“ zu besichtigen; leider nicht behindertengerecht, aber die meisten schafften es dennoch die Treppen hoch. Und dann: viel „Aha“ und viel „Weißt du noch?“ (Dank an alle Foto-Leihgeber.) Mit der Lupe hingen manche über den alten Fotos, kamen mehrmals und sahen sich genauso oft die alten Kurzfilme an, die in der DDR über Plate und die Lewitz gedreht wurden.
Draußen in der Störstraße freuten sich die Spaziergänger an den Schildtafeln, die am Zaun oder im Vorgarten jedes Hauses hingen, mit alten Gebäude-Fotos und einer kleinen Geschichte dazu. Soweit die Festwoche. Und was war weiter? Schon zuvor, am 12. Juni, hatte die Agrargenossenschaft Plate mit ihrem „Tag des offenen Hofes“ für Schaulust, Stimmung und Trubel gesorgt. Im August war an der Plater Pfarrscheune Grillen mit Musik angesagt und Fröhlich sein und Singen mit dem Mecklenburger Drehorgelorchester. Drinnen war wenig später dann ein vergnüglicher Abend, an dem es viel und herzhaft zu Lachen gab: Kabarett im Dialog von Eheleuten, deren Flitterwochen schon geraume Zeit zurück liegen – „Lisbeth und Willi zerreden ihr Frühstücksei“.
Der September begann unterhaltsam-heiter mit dem Kirchengemeinde-Fest unter dem Motto „Gut behütet“ und brachte zum „Tag des offenen Denkmals“ die Banzkower Blasmusikanten in die Pfarrscheune zu einem Musikalischen Frühschoppen am Sonntagvormittag. Mitte des Monats kam dann die NDR -„Plappermoehl“ in den Plater „Störkrug“, gewissermaßen als Jubiläumspräsent des Heimatsenders. Wie die kleinen „Störspatzen“ in ihrem Kindergarten schon platt snacken, konnte sich die Welt am 24.September auf NDR1-Radio MV anhören. Und ebenso großen Anklang bei der Hörerschaft fanden auch die Geschichten von „Holli“ Brügmann, Peter Elsholt, Paul-Friedrich Jürgens und Manfred Rieckhoff.
Ende Oktober kamen die Schlangen wieder. Zum Abschluss der 4.Tüffelwochen in der Lewitz wurde in und vor der Pfarrscheune mit einem Kunst- und Bauernmarkt gefeiert, und die Kartoffelpuffer der "Sprüttendörpschaft Mirow e.V.“ waren besonders gefragt. Für ein attraktives Programm im Plater Jubiläumsjahr hatten neben dem Bürgermeister und seinem Organisations-komitee eben auch noch andere Mächte die Hand im Spiel. Nicht minder: der Fußball. Und da nicht nur EM! Bei der Auslosung im DFB- Pokal trifft den SV Plate das Mega-Los: FC Hansa Rostock. Für die Vereinsführung, die das Spiel ausrichten muss, ein Brocken! Für die Aktiven und die Anhänger: der „absolute Hammer“! Rund 2-tausend Zuschauer, ein Großaufgebot an Parkplätzen und Sicherungsvorkehrungen – und jede Menge Bälle ins Tor. Alle bei Plate. Der FC Hansa nimmt am Ende nicht nur die 8:0 Tore mit, sondern auch die Hälfte der Einnahmen. So die Regeln im Pokal-Geschäft.
Der eigentlichen Festwoche zum Jubiläum folgten in Plate also auch in den Monaten danach noch weitere Höhepunkte und Jubiläums-Festtage.
Letztes Glied der Kette: am 1. Advent der 16. Plater Adventsmarkt in und rund um die Pfarrscheune, traditionell ausgerichtet von der Kirchengemeinde und dem Jugendförder- und Kulturverein - im Plater Jubiläumsjahr mit Anbieter- und auch Besucherrekord.
Was sonst noch passierte in Plate:
Zu Beginn des Jubiläumsjahres machte ein Thema besonders heftig die Runde: die Ausweisung zweier Eignungsgebiete für Windkraftanlagen durch den Planungsverband. In unmit-telbarer Nähe der dörflichen Bebauungsgrenzen. Das hat sehr vielen Einwohnern überhaupt nicht gefallen. Die Plater wurden initiativ, wie es das Dorf lange nicht erlebt hat, verbreiteten Flugblätter, sammelten Unterschriften, diskutierten auf Bürgerversammlungen, montierten Aufsteller mit „Nein danke!“ und schickten Einwände und Argumente in großer Zahl an den Planungsverband. Den Bürgermeister und die Gemeindevertreter hatten sie dabei auf ihrer Seite. Das schlagende Argument gegen das ausgewiesene Gebiet unweit der Gärtnerei Rasch lieferte allerdings ein Fischadler. Dem gefiel das Störtal bei Plate derart gut, dass er mit dem Horstbau auf einem hohen Strommast begann. So schnell ging noch nie eine Meldung über einen Fischadler-Brutversuch beim Landesamt für Umwelt und Naturschutz in Güstrow ein. Damit ist zunächst erst mal dieses Eignungsgebiet so gut wie vom Tisch, und die Plater wünschen den Fischadlern ein langes Leben.
Eine rundum erfreuliche Nachricht, mit der Plate in das Jubiläumsjahr ging, war der Fördermittelbescheid für den weiteren Ausbau der Pfarrscheune - beantragt von der Gemeinde und bewilligt aus dem LEADER-Programm zur Förderung des ländlichen Raums. Und auch darüber freute man sich im Dorf:Im Neubaugebiet „Am Störkanal“ sind die ersten Häuser rohbaufertig, Die Zufahrt zum Netto-Supermarkt ist endlich erweitert worden. Die Autowaschanlage ist wieder in Betrieb. Und voran ging es auch beim schnellen Internet für Plate. Die Nutzer harren weiterer Verbesserungen.
Gut für Einnahmen aus der Gewerbesteuer war der Zuwachs zweier Unternehmen. Die Firma Otto Dörner verlagerte ihren Hauptsitz von Crivitz nach Consrade und aus Mirow kam Remo Jürß mit der Firma J & S Hochbau nach Plate. Aber es gab auch Abgänge: Antenne MV und der Kartoffel-Gemüse-Service. Im März hat der private Hörfunksender nach 23 Jahren sein Domizil an der Stör aufgegeben und gegen einen Platz an der Ostsee eingetauscht. Und verschluckt hat sich in Plate ein Hamburger Großmarkt-Betreiber für Kartoffeln und Gemüse. Sein hier gerade erst neu erworbenes Standbein hat er ratzbatz wieder abgesägt, um im Hamburger Fahrwasser nicht ins Schlingern zu kommen.
Die Gemeinde Plate, schon im Vorjahr im Landeswettbewerb als „seniorenfreundlich“ ausgezeichnet, erhielt nun im Jubiläumsjahr auf Kreisebene auch noch das Prädikat „kinder- und jugendfreundliche Gemeinde“. Und manche meinen, sollte irgendwann auch ein Wettbewerb für das „freundliche Mittelalter“ ausgeschrieben werden, Plate könnte sich auch dort seine Lorbeeren holen. Immerhin waren Plater im Jubiläumsjahr auch gleich zweimal unter den Nominierten für den „Ludwig-Reinhard-Kulturpreis“ des Landkreises: Detlef Hagen für sein dreiteiliges Filmepos über die Lewitz und auch das 15-köpfige Autoren- und Gestalter-Team für die Festschrift und die Ausstellung „Mein Dorf – Meine Heimat“ zu 825 Jahre Plate. Den Kulturpreis hat am Ende – von allen ungeneidet – der Parchimer Händel-Chor bekommen, gemeinsam mit dem Parchimer collegium musicum. Für die übrigen Nominierten gab es Mitte Oktober auf der festlichen Auszeichnungsveranstaltung im Goldenen Saal des Ludwigsluster Schlosses eine Ehrenurkunde aus der Hand des Landrats – öffentliche Anerkennung für in besonderer Weise Geleistetes.
Fazit: Die Plater waren weithin zufrieden mit dem, was das Dorf zum Jubiläum vorweisen konnte, und der Bürgermeister war glücklich, dass Vieles von dem, was angedacht war, dann auch wirklich so gut geklappt hat. Wen wundert es da, dass es ihm hier nun ein Bedürfnis ist, zum Ende des Jahres allen, die am Gelingen Anteil hatten, noch einmal herzlichen Dank zu sagen.
Arbeitsgruppe 825 Jahre Plate
Fotos: Karl-Georg Haustein